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Zu: "Twitter killt Konferenzbloggen 12:01 PM January 28, 2008 from web" / Blogbar

@Weltenweiser, @Thomas (hey! ;-) ):

Ich verstehe Don so, dass er sich sowohl an der SMS-Wand als auch am nicht-projizierten Getwittere im Publikum stört.

Dass die SMS-/-Twitter-Wand bestimmte traditionelle Konferenzen-Kommunikations-Anordnungen, die unter bestimmten Umständen durchaus Sinn machen, destruktiv durcheinander bringen mag, steht wohl außer Frage. Dementsprechend mag sich jeder Veranstalter entscheiden, ob er sowas haben will oder nicht. Bei allen Problemen, die die SMS-/-Twitter-Wand offensichtlicherweise bereiten kann, sollte man jedoch nicht die Potentiale ausblenden. Ich war inzwischen auf so einigen Konferenzen, Congressen etc.pp., wo es einfach die Norm war, dass die Hälfte des Publikums einen Laptop aufgeschlagen hat und während eines Vortrags die angesprochenen Punkte googlet, das Blog des Referenten nach seinen früheren Texten zum Thema durchschaut oder ihm bei Wikipedia nachstöbert, im offiziellen IRC-Channel der Konferenz mit anderen Zuhörern den Vortrag live diskutiert, markante Punkte des Vortrags fürs Blog oder Twitter zusammenfasst und, ja, auch durchaus mal ein Witzchen über das Gesagte reißt. So entsteht immer eine umfassende Verfußnotung der Veranstaltung und Auffaltung des vorne auf dem Podium Gesagten, die mit einer Twitter-/-SMS-Wand nun eben einfach auch einen offiziellen, öffentlichen Platz zugewiesen bekommt und mit dem Gesagten in Dialog treten kann. Der konzentrierte, isolierte Einzel-Stream an Information und Diskurs weicht halt der Echtzeit-Verschaltung des Nebeneinanders.

Nebeneinander, ja. Die Anordnung Experte vs. Laienpublikum erodiert so, wie das Expertentum an sich erodiert. Auf einem Barcamp weiß das Publikum zuweilen mehr als der Referent, und niemand stößt sich dran; umgekehrt, es wird als gewinnbringende Anordnung für Referent wie Publikum betrachtet. Auf einer Konferenz wie dem Chaos Communication Congress fürchten sich Referenten vor dem Kenntnisstand des Publikums, und die Faktizität jeder Behauptung wird sofort mit Google und Wikipedia abgeklopft und notfalls durch einen (auch wieder in seiner Faktizität googlebaren, notfalls vom Referenten selbst vorne gleich mittels Laptop diskreditierten) Zwischenruf widerlegt. Viel wichtiger als das, was der Referent zu sagen hat (und das sich auch nachträglich aus den Slides oder PDF-Veröffentlichungen nachlesen lässt, die ja später in seinem Blog liegen), wird das, was er damit an Diskussion anstößt. Und diese Diskussion findet halt in IRC, Blogs, Twitter und nun auch SMS-Leinwand statt.

Natürlich ist das alles optimistisches Ideal. Ein desinteressiertes Publikum wird Furzwitze an die Wand werfen und sich darüber auch in Mehrheit beömmeln, anstatt den Referenten ausreden zu lassen. Die Selbstüberwindung, die es kostet, als Einzelner aufzustehen und dem Referenten wie dem Publikum gegenüber seinen Einwurf ins Mikrophon zu stottern, ist ein Filtermechanismus, der manchen Blödel-Einwurf zurückhalten mag, der dafür durchaus seinen Weg auf die Twitter-Wand finden mag. Aber eben nicht nur manchen Blödel-Einwurf, sondern auch manchen intelligenten Einwurf, der unterging, weil gerade die Fragestunde noch nicht eröffnet, der Ideenhaber zu schüchtern, die Veranstaltungszeit zuende war, oder der erst gar nicht zustande kam, weil eben die intellektuelle Kommentierung des Vortrags nur in isolierten kleinen Kreisen oder Einzelköpfen stattfand, anstatt sich zu einem in kritischer Diskussionsmasse weitere Ergebnisse produzierenden öffentlichen Gespräch zu entwickeln. Zugleich dürfte einem Referenten, der in Rhetorik fit ist und die Autorität über sein Thema argumentativ zu verteidigen weiß, sein Auftritt auch nicht durch ein paar Wortspiele mit seinem Namen im Hintergrundrauschen der SMS-/Twitter-Leinwand streitig gemacht werden.

@Strappato: Natürlich wird nichts irgendwie durch eine bestimmte Kommunikationsform ‘ideologisch richtig’, und Mehrheitswille ist ein schlechter Maßstab für wissenschaftliche Richtigkeit. Aber all diese Kommunikationsanordnungen, die gerade auf uns zu fliegen unter Titeln wie “Web 2.0″, leben davon, dass jeder alles sagen und schreiben kann, was er will, nicht etwa davon, dass die Mehrheit entscheidet, was gesagt oder geschrieben werden darf. Jeder kann sich in seine kleine Nische zurückziehen und dort die Kommunikation führen, die er führen will, auf die Weise, wie er sie führen will. Und wenn die Konferenzenkultur in einigen Bereichen nun in eine neue Richtung tendiert, wird dennoch niemand daran gehindert, für den selben Bereich Konferenzen nach altmodischeren Regeln zu organisieren, es steht dann nur die Frage, ob das Publikum auch mitspielt.

Link zum Original   Monday January 28, 2008

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