Was Christian Heller a.k.a. plomlompom anderswo kommentiert.
Provokateur (Zu: "Leipzig" / classless Kulla)
Christian (Zu: "Mohamed und die Urne" / T i e f)
Erik (Zu: "Mohamed und die Urne" / T i e f)
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(hier war mal AdSense-Werbung, heute aber nicht mehr)
@Hanno Zulla: Das ist, vielleicht durch die Formulierung etwas unklar, keine Behauptung, die ich da aufstelle, das ist eine Darstellung der Behauptungen der Singularitarianer ;-) Angreifbar fundamentiert wird sie gemeinhin durch Tafeln wie diese — http://en.wikipedia.org/wiki/Image:ParadigmShiftsFrr15Events.jpg –, die Kurzweil aus Paradigmenwechselnaufstellungen einer grob die gleichen Trends diagnostizierenden Vielheit von Quellen destilliert. Siehe auch http://en.wikipedia.org/wiki/Accelerating_change
Ups, sorry, falsche URL, die Slides sind hier: http://files.plomlompom.de/republica/zukunftsvisionen.xhtml
Thx für die vielen Gedanken in Verbindung zum Podcast.
Das mit der Hyperbeschleunigung, hmja. Der Singularitarianismus zieht die ja nicht nur über einen aktuellen Beschleunigungstrend für, sagen wir mal, die letzten hundert, zweihundert Jahre. Der geht ja in extremen Fällen bis zum Anfang des Universums, nimmt alles vom Urknall bis jetzt und darüber hinaus als eine informationstechnische Fokussierung des Kosmos, erstes informationsverarbeitendes System die Evolution, zweites informationsverarbeitendes System die Intelligenz unseres gegenwärtigen Niveaus, drittes informationsverarbeitendes System Post-Singularität …
Aber auch ein Singularitarianer wie Kurzweil teilt diese Entwicklungslinie durchaus in Trendschübe auf, in Zyklen von Innovation, Turbo, wenn eine neue Technologie einen kritischen Entwicklungsgrad passiert und die ‘Kurve’ (die Kurve von was? das ist auch immer so eine Frage) nach oben schnellt, und Stagnation, wenn die Kurve verebbt, weil erstmal alles aus der Technologie rausgeholt werden konnte, was unter bestimmten Umständen, unter denen sie gerade aufblühte, rauszuholen war, oder weil ein anderes Technologie-Paradigma gerade zur attraktiveren Konkurrenz aufholt. Nur bilden dann die Verankerungen dieser Trendkurven in sich wieder größere Trendkurven, und die Längen der X-Achse, die die Trendkurven einnehmen, bei gleichbleibenden Höhen, die entlang der Y-Achse erklommen werden, werden kürzer und kürzer.
Singularitarianisch lässt sich eine derartige Beschleunigung auch durchaus etwas besser als nur durch Magie begründen, z.B. mit der Verbesserung informationsverarbeitender Systeme durchs technologische Fortschreiten, was die Informationsverarbeitung hin zu neuer Technologie selbst potenziert.
In meinem Vortrag habe ich mich dann auch bemüht, eine aktuelle utopische Leichtigkeit, die wir durch das Internet erfahren, in Abgrenzung zu setzen zu einer futuristischen Welle der letzten zwei Jahrhunderte, was die physische Welt neuer Fortbewegungstechnologien und der Weltraumeroberung betrifft, die klar gerade in der Stagnation liegt. Es war jedenfalls kein reiner Singularity-Vortrag, die Singularity kam erst als letzter Programmpunkt ;-) Siehe auch meine Slides unter http://futur.plomlompom.de/archiv/1900/futurplom-veranstaltung-auf-der-republica-netzkulturkonferenz
Ein wenig schälte sich in meinem Vortrag die These heraus, dass ein älterer utopischer Antrieb zur Eroberung der physikalischen Welt stagniert, stattdessen gerade ein utopischer Antrieb der digitalen Welt floriert, und dass dieser über die neuen Ansprüche und Herangehensweisen der digitalen Welt aber auch auf die physikalische Welt wieder zurück gebrochen werden mag, wir also z.B. bald Atome schieben mögen wie wir heute Pixel schieben, die Welt dank Nanotech mit der virtuellen Leichtigkeit uns neu gestalten mögen, darüber dann (so wie Nanotech mit Biotech verbündelt sein mag) auch das Leben und die Intelligenz, Transhumanismus und daraus dann Singularitäts-Ideen wie Mind Upload und Strong AI durch schlichte Gehirnnachsimulation notfalls Atom für Atom, brute force also, falls wir kein besseres Verständnis für die Entstehung unserer Intelligenz entwickeln sollten. Als Produktivstruktur hierfür würde dann nach den Erfahrungen mit der digitalen Welt Bottom-up-Emergenz die Top-down-Planung, die futuristische Großprojekte im 19. und 20. Jahrhundert erforderten, ersetzen, denn Proteine schubsen und die Welt mit 3d-Druckern neu gestalten erfordert keine zentralisierten Strukturen mehr, lässt sich vielleicht wirkungsvoller in einer informationellen Vielfalt wie dem emergenten Internetweltgeist bewerkstelligen.
Ui, wo hattste denn Gelegenheit, den zu gucken? Ich warte ja jetzt seit der Berlinale ’07 auf eine Gelegenheit, mir den ja sinnlich doch sehr anregenden Split-Screen-Overkill-Flash nochmal auf ‘ner großen Leinwand zu geben …
Zustimmung, inhaltlich ist “The Tracey Fragments” nicht spannend, aber die Oberfläche (und die in ihr entfaltete filmische Grammatik, die schon ziemlich gut funktionierte und auch so Einiges für mich Neues in der Neuordnung von Film-Raum und Film-Zeit probierte) hat mich damals ziemlich solide weggehauen :-)
Herrje, natürlich werden hier und da mal ein paar Millionen verschwendet. Das geschieht nunmal ganz zwangsweise, wenn man Geld nicht rein auf finanzielle Effizienz hin von einem Rechner verwalten lässt, sondern noch mit so Hintergedanken als weichen Faktoren wie gesellschaftlicher Gerechtigkeit, Politik (das schließt Wirtschaftspolitik ein) und Demokratie. Die lassen sich gegenwärtig nunmal nur mit einer Bürokratie umsetzen, der gewisse Ineffizienzen inhärent sind. Ich könnte mir durchaus so manches effizientere System denken, von der Diktatur bis zur Anarchie, nur konsensfähig wäre hier wohl kaum eines.
Kurz: Das Argument “so lange noch Geld für xyz verschwendet wird, ist offenbar zu viel Geld in den Kassen, also haben wir Anspruch darauf” greift in einem System mit eingebauter Ineffizienz daneben.
Das Problem, das Spitzer hat, ist nach meinem Erkenntnisstand (von der CNN-Berichterstattung parallel zur Mississippi-Vorwahlnacht) nicht nur das der Scheinheiligkeit bezügl. der Inanspruchnahme von Prostitution, für die er sich vielleicht noch mit Eingeständnis eines “misdemeanor” erholen könnte, sondern dass er sich für die Vertuschung seiner Zahlungen einiger Stückelungstaktiken bedient hat, die im Kampf gegen Geldwäsche und organisierte Kriminalität illegalisiert worden sind. Er hat juristisch das größere Verbrechen begangen, um das kleinere zu vertuschen.
@7: Nein, wir haben in der Affäre keinen Markt, denn die BVG hat ein Monopol. Es gibt keine direkte Konkurrenz zur BVG, auf die ich als Kunde wechseln könnte. Die S-Bahn ist keine direkte Konkurrenz, denn sie deckt nur zu sehr, sehr geringem Teil die Bereiche ab, die die BVG befährt. Auch kann ich als ‘Kunde’ nicht die Marktmacht gegen die BVG sprechen lassen, denn die Monatskarte oder das Semesterticket sind ja bereits bezahlt. Jeder Wechsel zur Konkurrenz außerhalb des ÖPNV, eigenes Auto, eigenes Fahrrad, Taxi, würde dem ‘Kunden’ Mehrkosten verursachen gegenüber denen, die bereits an den bestreikten Arbeitgeber abgeführt sind, anstatt ihm Geld vorzuenthalten.
Nennenswerte Profiteinbuße macht der Arbeitsgeber BVG durch den Streik nicht. Es ist eine Sache, bei einem Streik die Erwirtschaftung von Profiten für den eigenen Arbeitgeber zu blockieren. Es ist eine ganz andere, eine für die Allgemeinheit lebensnotwendige öffentliche Infrastruktur zu sabotieren.
IMHO ließe sich das Dilemma langfristig nur wie folgt lösen:
Entweder den Öffentlichen Personennahverkehr ganz privatisieren, womit auch alle Monopolrechte entfielen. Dann kann Unternehmen A auch gerne zu seinen eigenen Profiteinbußen bestreikt werden, wandern die Kunden halt zu Unternehmen B ab.
Oder klar den ÖPNV als Beamtenapparat festlegen, der nicht streiken darf, weil er, von rein kostendeckenden Steuern und Gebühren statt Profiten finanziert, von Staat / Stadt bereitgestellte Infrastruktur betreibt, die grundlegend und lebensnotwendig ist.
Hm. Gerade das ist es aber, was Kunst dürfen muss, wenn wir ihr das Recht zusprechen wollen, zu provozieren: weh tun, auch, /um/ weh zu tun.
In einem abgesteckten Rahmen, natürlich: Keiner wird einen Mord als legitimiert betrachten, weil der Mörder ihn Kunst nennt. Kunst soll niemanden in seiner Freiheit, zu tun und zu lassen, was er will, einschränken: niemandem gegen seinen Willen eine Tür zuhalten oder seine Privatsphäre verletzen. Davon abgesehen muss Kunst aber alles dürfen. Sonst nehmen wir ihr das Potential, unsere Wahrnehmung der Welt zu unserer Aufklärung immer wieder aufs Neue herauszufordern.
Und dazu gehört natürlich jedes Verletzen symbolischer Tabus. Die Verletzung eines symbolischen Tabus ist keine Einschränkung irgendeiner persönlichen Freiheit, sondern nur der Angriff auf eine geistige Unfreiheit. Denn eine solche stellt jedes symbolische Tabu dar.
Insofern finde ich die Tolerierung der Mohammed-Karikatur nicht nur unumgänglich, ich finde die Mohammed-Karikatur, gerade auch in ihrer aggressivsten Form, ganz und gar einem aufklärerischen Auftrag der Kunst würdig. Wenn wir die Aufklärung als Maßstab unserer Kultur akzeptieren wollen, dann ist Wut, die durch die Verletzung symbolischer Tabus entsteht, keine Wut, für die wir Toleranz aufzubringen haben
Im Gegenteil: Wenn wir die Aufklärung als Maßstab unserer Kultur akzeptieren wollen, muss es als edler Auftrag der Kunst betrachtet werden, diese Wut (fortwährend, stur, bis sie nicht mehr gegeben ist) als Symptom geistiger Unfreiheit zu provozieren, damit wir letztere erkennen und den ganzen Apparat der Aufklärung gegen sie richten können. Denn permanente Wiesen der geistigen Unfreiheit können wir unter der Sonne der Aufklärung nicht in unserem Garten akzeptieren. (Das mag jetzt etwas radikal /18th century/ klingen, aber /so be it/, ich könnte mir schlechtere ideelle Grundlagen vorstellen ;) Aber, um mich zu disqualifizieren, ich halte ja auch den Marquis de Sade für den wichtigsten Ethiker des Abendlandes.)
Ich schätze Kunst als Instrument der Verletzung symbolischer Tabus bis ins Äußerste und Aggressivste. Ich empfehle z.B. einen Rundgang (am besten durch die Weltreligionen und einige politische Issues) durch die Encyclopedia Dramatica ( http://encyclopediadramatica.com/Main_Page ) als Beispiel für einen fortwährenden (und diskriminierungsfreien) hyperaggresssiven Rundumschlag gegen jedes symbolische Tabu, das sich denken lässt.
@Jo: Japp. Was mir an der Idee der Twitterwand halt gefiel (und eben erst durch Live-Konfrontation der Twitterwand mit dem Vortrag selbst sich voll entfaltet), war, diese Hintergrundwuselei, die so oder so stattfindet, zum Teil des Vortrags selbst zu machen.
@Mspro: Da (also bei der versteckten Sammlung für nachträgliche Veröffentlichkeit) würde dann aber der Dialog fehlen. Der natürlich bei der Anordnung ‘Referent kann die Twitterwand nicht sehen’ auch fehlt, hast schon recht ;-) Das Ding sollte so stehen, dass der Referent auch mitkriegen kann, was da läuft, /wenn er will, wann er will/.
Überhaupt, die Freiwilligkeit ist natürlich entscheidend. Kein Referent sollte gegen seinen Willen gezwungen sein, mit Twitterwall zu referieren. Ich bin mir sicher, es würden sich, vor die Wahl gestellt, trotzdem noch genug dafür entscheiden.
(Ich spekuliere hier eh in meiner Funktion als Utopist immer nur über Potentiale. Man komme mir nicht mit der Realität, die bleibt meist hinter den Möglichkeiten zurück und ist daher zu ignorieren ;) )
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